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Ausstellungen 2007

Rückblick über die Sonderausstellungen 2007 im Bauerngerätemuseum Hundszell

1. April 2007 – 31. Oktober 2007
Feurio!
Feuergefahr und Brandbekämpfung auf dem Lande
Feurio! – Über die Jahrhunderte hinweg hat dieser Alarmruf bei den Menschen auf dem Lande Angst und Schrecken verbreitet. Mit seiner engen Bebauung, seinen bis unters Dach mit Heu und Stroh gefüllten Scheunen, und seinen Häusern, die lange Zeit überwiegend aus Holz gebaut und mit Stroh gedeckt waren, bot das alte Dorf geradezu ideale Bedingungen für die vernichtende Kraft des Feuers. Ein Blitzschlag, eine undichte Fuge im Kamin, ein einziger Funken beim Hantieren mit offener Flamme konnte hier genügen, um eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang zu setzen. Immer wieder kam es auf den Dörfern daher zu Brandkatastrophen, an deren Ende Dutzende von Höfen in Schutt und Asche lagen.
Die Abgebrannten standen häufig vor dem Nichts. Mit Haus und Hof, mit den Mobilien und womöglich mit dem Vieh gingen nicht nur die Behausung und der Besitz in Rauch und Flammen auf. Vernichtet waren auch wichtige Grundlagen des Lebensunterhaltes: Scheune, Ställe, Futter, Vorräte und Saatgut, Spannvieh, Geräte und Maschinen. Ohne die solidarische Hilfe der Nachbarschaft, bei größeren Brandkatastrophen aus dem ganzen Land, wären viele nicht mehr auf die Beine gekommen. Der Brandbettel bot freilich nur notdürftige Hilfe und bot manchen Anlass für Betrügereien. Erst mit den seit der Zeit um 1800 entstehenden Brandversicherungsanstalten entwickelte sich eine verlässliche Absicherung gegen die materiellen Risiken einer Feuersbrunst.
Verstärkt wurden auch die Anstrengungen auf dem Gebiet der Brandvorsorge, mit strengeren Bauvorschriften und konsequenter Feuerbeschau. Denn war einmal ein Feuer ausgebrochen, so standen zu seiner Bekämpfung lange Zeit nur unzureichende Mittel zur Verfügung. Grundsätzlich waren alle Dorfgenossen zum Einsatz verpflichtet, mit besonderen Aufgaben für die Fuhrwerksbesitzer und für bestimmte Berufsgruppen wie die Schmiede, Zimmerer oder Maurer. Doch die zu einem Brand Ausrückenden waren schlecht organisiert, kaum trainiert und mit Eimern, Leitern, Feuerhaken und vielleicht einer primitiven Handspritze meist nur jämmerlich ausgerüstet.
Erst mit der Entstehung der Freiwilligen Feuerwehr auf den Dörfern in einer wahren Gründungswelle seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich diese Situation grundlegend geändert. Zusammengesetzt aus Freiwilligen, organisiert und trainiert nach militärischem Vorbild, und ausgestattet mit immer leistungsfähigerem Löschgerät, ist es den Feuerwehren zunehmend gelungen, Leben und Eigentum der Bewohner zu schützen und ihre Ortschaften vor den früher so gefürchteten großflächigen Dorfbränden zu bewahren.
Zuflucht vor der elementaren Feuersgewalt des Blitzes suche man vielfach im Überirdischen. Mit Gebet, Wetterläuten, gedruckten Segenssprüchen und mancherlei anderen Arten von Abwehrritualen hoffte man die Gefahr zu bannen.
Veranstaltungshinweis: Vom 23. Juni bis 26. August 2007 befasst sich auch die Ausstellung „Feuer aus!“ mit dem Ingolstädter Feuerlöschwesen im Wandel der Zeit.
Die Ausstellung „Feurio!“ wurde, was Idee, Konzeption und Gestaltung betrifft, in großen Teilen vom Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim übernommen, wo sie im Jahr 2005 unter dem Titel „Feuer unterm Dach … und Brand auf dem Land“ zu sehen war.


3. August 2007 – 31. Oktober 2007
Landwirtschaft im Zeichen der vier Ringe
Motoren und Fahrzeuge der Auto Union, ihrer Vorgänger und Nachfolger in Land- und Forstwirtschaft
Der Name Audi steht heute für einen der erfolgreichsten deutschen Autohersteller, und man verbindet damit vor allem luxuriöse und PS starke Autos der Premium-Klasse. Die bescheidenen Anfänge der AUTO UNION nach der Neugründung des ehemals sächsischen Traditionsunternehmens 1949 in Ingolstadt sind hier, am heutigen Firmensitz und Hauptproduktionsstandort der AUDI AG, noch vielen in Erinnerung. Der sagenhafte Aufstieg von der „Union“ zur „Audi“, vom Hersteller preisgünstiger Motorräder und PKW zu einem der Marktführer im oberen Preissegment ist allseits bekannt, für viele verbunden mit der Geschichte ihres Arbeitslebens.
Weitgehend in Vergessenheit geraten ist hingegen, welch große Anstrengungen DKW und die 1932 aus dem Zusammenschluss von Audi, DKW, Horch und Wanderer hervorgegangene AUTO UNION einst unternahmen, um die Landwirtschaft als Abnehmer für ihre Motoren und Fahrzeuge zu gewinnen – und welchen Beitrag zur Motorisierung der Landwirtschaft sie auf diese Weise leisteten.
Dies begann in den 1920er Jahren, als die Landwirtschaft einen ersten großen Schub der motorunterstützten Mechanisierung erlebte. Der legendäre DKW-Zweitaktmotor wurde in dieser Zeit massiv für den Einsatz bei der Feld- und Hofarbeit beworben. Man bot den Motor als universell einsetzbaren Stationärmotor an, der jede der damals auf den Höfen angeschafften Maschinen anzutreiben vermochte, von der Kreissäge bis zur Dreschmaschine. Daneben produzierte man Einbaumotoren für verschiedene Hersteller von Hof- und Feldmaschinen, wobei die DKW-Motoren offenbar vor allem bei Bindemähern und bei Spritzen für den Obst-, Wein- und Hopfenbau zum Einsatz kamen. Aber auch mit dem Antrieb von selbstfahrenden Hackgeräten und Kartoffelrodern und selbst mit dem Bau kleiner Zugmaschinen für den Ackerbau wurde bei DKW experimentiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg und der Neugründung der AUTO UNION im Westen fertigte man neben Motorrädern und preiswerten PKW vor allem „nützliche“ Fahrzeuge für die boomende Nachkriegswirtschaft, die hungrig war nach Transportmitteln. Mit dem DKW-Schnell-Laster, einem leichten, in seiner Vielseitigkeit unschlagbaren Lieferwagen, aber auch mit Kombi-Ausführungen der PKW brachte man entsprechende Fahrzeuge auf den Markt. Und erneut waren Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, aber auch angegliederte Bereiche der Ernährungs- und Versorgungswirtschaft heftig umworbene Zielgruppen. Vom Schnell-Laster baute man sogar spezielle Ausführungen, die als „Metzgerwagen“ oder „Bäckerwagen“ auf den Markt kamen.
Auch der MUNGA, ein von 1958 bis 1968 für die Bundeswehr gebauter Geländewagen, wurde in ziviler Ausführung als Nutzfahrzeug in der Land- und Forstwirtschaft propagiert. Als wirklich ackertaugliche Zugmaschine erwies sich der MUNGA freilich ebenso wenig wie die Geländewagen anderer Hersteller. Liebhaber fand er eher unter den Forstwirten und Jägern.
Wie sehr in der Nachkriegszeit die Landwirtschaft mit ihren damals noch Millionen von Beschäftigten im Fokus der Fahrzeugindustrie stand, zeigt schließlich das Beispiel der DKW-„Hummel“, des kleinen, damals ohne Führerschein zu fahrenden Mopeds. „Die Hummel hilft dem ganzen Hof“, legte man der modernen, mobilgemachten Bäuerin ans Herz.
Die Ausstellung wird maßgeblich unterstützt von der AUDI AG. Die mit der Erforschung und Dokumentation der Firmengeschichte befasste Abteilung Audi Tradition gab die Anregung zu diesem Projekt und stellte den Großteil der gezeigten Fahrzeuge, Motoren und originalen Werbemittel zur Verfügung. Zur Ausstellung erschien ein Katalog, verfasst von Audi Tradition und herausgegeben vom Stadtmuseum, in dem erstmals das umfangreiche, auf die Zielgruppe der Land- und Forstwirte ausgerichtete Werbematerial von AUTO UNION und Vorläufern ausgewertet und in zahlreichen Fotos dokumentiert ist.