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Die Erschießungsstätte am Auwaldsee - Im Gedenken an die Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz

Ein gemeinsames Projekt zwischen der Pionierschule des Heeres Ingolstadt, der Initiative „Erinnern.Gedenken.Gestalten.“ und dem Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt hat zum Ziel, ein öffentliches Zeichen für die Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz in Ingolstadt zu setzten. Es wird voraussichtlich im Oktober 2023 umgesetzt.


Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz in Ingolstadt

Ungefähr 30.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden im 2. Weltkrieg wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“, „Fahnenflucht“ oder ähnlicher Vorwürfe zum Tode verurteilt. Ungefähr 23.000 Todesurteile wurden davon vollstreckt. Einer der Hinrichtungsorte war ein Schießübungsplatz am Auwaldsee bei Ingolstadt. Heute befindet sich an diesem Ort ein Übungsplatz der Pionierschule des Heeres.

Im Sommer 1944 wurde das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis München durch Bomben zerstört und mit zunächst 200 Häftlingen in das Fort VIII nach Manching verlegt. Bis April 1945 wurden am Auwaldsee nicht weniger als 75 Männer erschossen. Darunter 63 deutsche und österreichische Wehrmachtsangehörige‚ neun italienische und zwei russische Soldaten sowie ein polnischer Arbeiter. Der Ort der Erschießungen lag nördlich der heutigen Straße „Am Auwaldsee“. Während der Wende von 1944 auf 1945 befanden sich mehr als 800 Gefangene im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis, 106 davon waren zum Tode verurteilt und warteten auf ihre Hinrichtung.

Am 9. April 1945 wurde das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis aufgelöst und ein Teil der Häftlinge begnadigt. Dem raschen Vordringen der US-amerikanischen Armee war es zu verdanken, dass die letzten 27 bereits verhängten Todesurteile nicht mehr vollstreckt werden konnten. Die sterblichen Überreste der Toten wurden nach 1945 auf den Westfriedhof umgebettet und haben dort im sogenannten „Ehrenhain“ ihre letzte Ruhestätte gefunden. Einige wurden später in ihre Heimatorte überführt.



Das »Mahnmal für die Opfer des Nationsozialismus und die Toten der Weltkriege« der Stadt Ingolstadt würdigt zwei der erschossenen Soldaten in Form einer Blauen Stele im Luitpoldpark und am Auwaldsee. Ihre Namen lauten Thomas Reißner und Johann Pommer.

Im Gedenken an die in Ingolstadt erschossenen Soldaten

Wehrmachtssoldaten

  • Kurt AURINGER (25 J.)
  • Jakob BACHINGER (31 J.)
  • Hugo BAUER (37 J.)
  • Ferdinand BRAND(T) (45 J.)
  • Walter BREIDENBACH (23 J.)
  • Thomas Max BRENN (24 J.)
  • Benno BRUNNTHALER (21 J.)
  • Otto DILLER (19 J.)
  • Paul Willi DRESSLER (44 J.)
  • Karl DREXLER (30 J.)
  • Karl FETZER (30 J.)
  • Reinhold FROHNAUER (18 J.)
  • Gerhard GEPPERT (22 J.)
  • Hans GROßKELWING (22 J.)
  • Erich HEINATSCHEL (25 J.)
  • Herbert HEINZ (20 J.)
  • Fritz HERBER (23 J.)
  • Stanilaus HERMYT (21 J.)
  • Heinrich HORN (29 J.)
  • Theodor JAKOBS (21 J.)
  • Rudolf KARL (23 J.)
  • Gustav KAULITZKY (24 J.)
  • Otto KAUSCH (35 J.)
  • Günther KLEY (22 J.)
  • Alfred KNECHT (20 J.)
  • Max KRAMPE (37 J.)
  • Lorenz KRAPP (29 J.)
  • Ferdinand KREUTZ (28 J.)
  • Georg KUNZE (23 J.)
  • Eduard LEOPOLDSEDER (20 J.)
  • Johann MÖSL (18 J.)
  • Karl Franz MÖSSEL (41 J.)
  • Eugen MÜLLER (21 J.)
  • Arno MÜNZER (24 J.)
  • Günther NAGEL (19 J.)
  • Theobald PANTER (25 J.)
  • Johann POMMER (20 J.)
  • Friedrich REINLEIN (25 J.)
  • Thomas REISNER (30 J.)
  • Günter RETTKOWITZ (24 J.)
  • Oskar RIEGER (20 J.)
  • Michael RÖDER (20 J.)
  • Wilhelm ROWE (30 J.)
  • Josef RUZICKA (25 J.)
  • Felix SAWADKA (25 J.)
  • Heinrich SCHANZ (19 J.)
  • Herbert SCHMIDT (29 J.)
  • Fritz SCHNEIDER (25 J.)
  • Wolfgang SCHNEIDER (25 J.)
  • Otto SCHRADER (25 J.)
  • Erwin Adolf SCHULZ (23 J.)
  • Walter SCHUSTER (42 J.)
  • Robert SCHWIND (21 J.)
  • Wilhelm THEIß (18 J.)
  • Helmut UFER (19 J.)
  • Walter ULRICH (29 J.)
  • Willi UTNEHMER (28 J.)
  • Franz WAGNER (20 J.)
  • Friedrich WEIDINGER (44 J.)
  • Alois WELLAS (23 J.)
  • Johann WÖHRL (26 J.)
  • Wilhelm ZAHAJSKY (23 J.)
  • Fritz ZINAUER (24 J.)

Italienische Soldaten

  • Francesco BACCINOTTI
  • Aldo BANDINELLI
  • Gandido BATTAGLINI
  • Renzo CORBELLI
  • Francesco INNOCENTI
  • Mario MARTORELLA
  • Lorenzo PIERANGIOLI
  • Lorenzo PROSPERI
  • Rosario RASPANTE

Russische Soldaten

  • Anatoli JAZENKO
  • Gregory SOTULA

Polnischer Zwangsarbeiter

  • Stefan MIKULISZYN


Das Forschungsprojekt »Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt« erforscht die Schicksale der hier genannten Opfer der NS-Wehrmachtjustiz. Bei Rückfragen steht Ihnen das Projektteam für Verfügung.