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Aktuelles

An dieser Stelle berichten wir über die aktuellen Meldungen und Tätigkeiten rund um das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“.

Übergabe eines Gedenkschildes für die jüdische Familie Weinberg

Am Dienstag, dem 18. Oktober 2022, wurde vor dem Haus an der Adresse Milchstraße 9 ein Gedenkschild für die jüdische Familie Weinberg übergeben. Die Familie hatte bis zu den Novemberpogromen 1938 in Ingolstadt gelebt.

Das Schild ist ein Produkt einer Kooperation des Projekts „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ des Stadtarchivs und des Gnadenthal-Gymnasiums.

Ruben Wind, Sohn von Edith Wind, geborene Weinberg, nahm Anfang 2021 Kontakt zur Stadt Ingolstadt und dem Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ auf. Anlass war der Wunsch der Familie, in der Geburtsstadt der Mutter öffentlich ein Zeichen für das Gedenken an die Familie Weinberg zu setzten. Gemeinsam mit Markus Schirmer, Lehrkraft des Reuchlin Gymnasium sowie dem Gnadenthal Gymnasium wurde dies in enger Abstimmung mit Ruben Wind und den weiteren Angehörigen der Familie umgesetzt. Die Aufnahmen auf dem Gedenkschild stammen aus dem Familienbesitz. Ruben Wind und seine Frau Cynthia reisten für die Übergabe aus den USA nach Ingolstadt an und wohnten der Zeremonie bei.

Beitrag von tv.ingolstadt zur Gedenktafel in der Milchstraße

Ausstellung »Schatten und Licht«

Vom 7. Oktober 2022 bis 3. Februar 2023 ist die Ausstellung „Schatten und Licht – Schicksale jüdischer Schauspielerinnen und Schauspieler am Stadttheater Ingolstadt“ in Kooperation mit dem Stadtarchiv Ingolstadt im Foyer des Stadttheaters zu sehen.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Schicksal von elf Schauspielerinnen und Schauspielern mit jüdischen Wurzeln. Die Biografien sind ebenso Teil der Ausstellung wie ein Abriss der Geschichte des Theaters in der NS-Zeit sowie die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus durch den Intendanten des Stadttheaters Ernst Seiltgen (von 1973 bis 1994 Intendant in Ingolstadt) und seinem Mitstreiter und Chefdramaturgen Wolfgang Krebs. Deren Spielpläne waren mutig und legten den Finger in die Wunden, die der Nationalsozialismus auch in Ingolstadt gerissen hatte. So geht das Augenmerk auf das Licht der Aufklärung dieser dunklen Schattenseiten Deutschlands und Ingolstadts über.
Weitere Informationen und Führungstermine unter:

Schatten und Licht. Schicksale jüdischer Schauspielerinnen und Schauspieler am Stadttheater Ingolstadt

Übergabe zweier Gedenkschilder für die jüdischen Familien Sonn und Hermann

Am 23. August 2022 wurden für die jüdischen Familien Sonn und Hermann zwei Gedenkschilder an ihren ehemaligen Wohnorten in Ingolstadt übergeben. Beide Familien haben lange in Ingolstadt gelebt und wurden 1938 durch die Verfolgung der Nationalsozialisten vertrieben. Zahlreiche Familienangehörige wurde Opfer des Holocaust.

Die Schilder wurden an der Ziegelbräustraße 2 (ehemaliger Wohnort der Familie Sonn) und an der Donaustraße 6 (ehemaliger Wohnort der Familie Hermann) temporär angebracht, um den Familien öffentlich zu gedenken. Entstanden sind die Schilder in einer Kooperation des Projekts „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ und des Reuchlin-Gymnasiums, wo bereits 2019 Schülerinnen und Schüler begannen, die Schicksale ehemaliger jüdischer Schüler des damaligen Humansistischen Gymnasiums zu recherchieren. Unter ihnen waren auch Max Sonn und Kurt Hermann, die beide durch Flucht die Verfolgung der Nationalsozialisten überlebten.

Die Angehörigen der Familien besuchten in den folgenden Wochen Ingolstadt. Charlotte Janis, Tochter von Kurt Hermann, und ihr Partner Dick Grosswald besichtigten Anfang September das Gedenkschild ihrer Familie. Anfang Oktober besuchten Helen und Elroy Dimson die Geburtsstadt von Max Sonn, Helens Vater. Beide Besuche wurden durch Bürgermeisterin Dr. Deneke-Stoll im Namen der Stadt Ingolstadt empfangen.

»Eine Begegnung mit Zilli Schmidt«

Am 14. Juli 2022 wurde in einer Veranstaltung des Ingolstädter Sinti Kultur- und Bildungsvereins in Kooperation mit dem Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ des Stadtarchivs die Verfolgung der Sinti und Roma anhand der Biografie von Zilli Schmidt thematisiert. Zilli überlebte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

Die Schülerinnen und Schüler der Q11 des Gnadenthal-Gymnasiums lauschten Agnes Krumwiede (freie Mitarbeiterin u.a. für die NS-Opfergruppe der „Sinti und Roma“ am Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“), die über das Schicksal von Zilli Schmidt berichtete. Zilli besuchte bis 1939 die Gnadenthal-Volksschule. 1943 wurde sie in das KZ Auschwitz deportiert, wo viele ihrer Familienangehörigen ermordet wurden. Bei einer Gesprächsrunde mit Roberto Paskowski (Vorsitzender des Sinti Kultur- und Bildungsvereins Ingolstadt e.V.) wurde die aktuelle Situation der Sinti und Roma diskutiert. Begleitet wurde die Veranstaltung musikalisch durch eine Gruppe Schülerinnen und Schüler sowie durch eine Lesung aus Zillis Biografie durch die Schauspielerin Olivia Wendt.

Vorträge von Ernst Holzer (12.05.2022)

Am 12. und 13. Mai 2022 referierte der Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Franz Holzer zu dem Thema „Ernst Holzer und die seelischen Folgen von Verfolgung und KZ für die Betroffenen und ihre Familien“ in Ingolstadt. Er ist Nachfahre eines jüdischen Großvaters, David Holzer, der über 30 Jahre in Ingolstadt geschäftlich tätig war. Sein Vater Ernst Holzer, gebürtiger Ingolstädter, war Mitwisser der „Weißen Rose“ und in den KZs Dachau und Buchenwald inhaftiert.

Am 12. Mai sprach er im Rahmen einer Kooperation des Historischen Vereins Ingolstadt und des Forschungsprojekts im Barocksaal des Stadtmuseums. Er referierte seine persönliche Familiengeschichte mit seinen Erfahrungen aus Interviews mit Verfolgten, aus psychotherapeutischen Behandlungen der 2. Generation sowie mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die über die seelischen Folgen der Verfolgung für die Verfolgten selbst und für deren Kinder vorliegen. Am 13. Mai wiederholte Dr. Holzer seinen Vortrag vor den Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Reuchlin-Gymnasiums – der ehemaligen Schule seines Vaters. Die Organisation wurde von Markus Schirmen, Lehrkraft des Reuchlin-Gymnasiums, übernommen.

Projektwoche in der Gebrüder-Asam-Mittelschule

Eigentlich empfiehlt der Lehrplan der 9. Klassen der Mittelschulen für das Schuljahr eine Fahrt in eine Gedenkstätte wie das Konzentrationslager Dachau. Da dies wegen der Pandemie nicht möglich war, organisierte Stefan Zieglmeier, Lehrer an der Gebrüder-Asam-Mittelschule, gemeinsam mit dem Projektteam „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ einen Besucher der Mahn- und Gedenkstätte im Luitpoldpark. Das Projektteam des Stadtarchivs besuchte zwischen dem 4. Und 8. April 2022 alle neunten Klassen der Gebrüder-Asam-Mittelschule im Unterricht. Dort erhielten die Schüler Informationen über das Leben in Ingolstadt im Nationalsozialismus und erarbeiteten gemeinsam mit den Referenten die verschiedenen Opfergruppen und die Gründe der Verfolgungen in der NS-Zeit. Im zweiten Teil ging es in den Luitpoldpark, wo sich die Klassen anhand von Fragebögen den einzelnen blauen Stelen und den durch sie stellvertretend dargestellten Opfergruppen näherten. Die Schüler waren zuvor von ihren Lehrkräften im Unterricht auf die Projektwoche vorbereitet worden.

Walk&Talk - Wir zeigen Haltung!

Im Zuge der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2022 war das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ Teil des Formats „Bewegt gegen Rassismus. WALK & TALK – Wir zeigen Haltung!“ am 18. März 2022. Durch das Projektteam wurde der Begriff des „nationalsozialistischen Rassismus“ anhand von beispielhaften Opferbiografien aus der Region beleuchtet. Der Vortag beinhaltete eine Präsentation im Barocksaal des Museums gefolgt von einer Ortsbegehung zu der ehemaligen Liebl-Klinik sowie zu dem ehemaligen Verlagshaus des „Donauboten“.

Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus 2022

Die jährliche Gedenkveranstaltung wurde 2022 von der Staatlichen Berufsschule 1 konzipiert und organisiert. Durch die Schülerinnen und Schüler wurden vier Kurz-Biographien von Ingolstädter KZ-Überlebenden vorgestellt: Elsa Gunzenhäuser, Ernst Holzer, Hans Lutzenberger und Zilli Schmidt.

Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Vorfeld intensiv mit den vier Biografien beschäftigt. Die Lebensgeschichten sollten durch eine Inszenierung gewürdigt werden. Da die Live-Veranstaltung nicht stattfinden kann, wurden die geplanten Aktionen kurzerhand auf Video aufgenommen.

Durch das Video kann das Ergebnis der umfangreichen Vorbereitungen also doch noch gezeicht und der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auch in diesem Jahr in würdiger Form begangen werden.


  • Schüleraktion der BS I zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus 2022

    Dieser Film setzt sich aus einem Grußwort des Oberbürgermeisters Dr. Christian Scharpf und einer Einführung durch den Schulleiter OStD Johannes Sommerer sowie der Inszenierung der Schülerinnen und Schüler zusammen.


    Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit vier Biografien von Ingolstädter KZ-Überlebenden beschäftigt, deren Lebensgeschichten in der Inszenierung dargestellt und gewürdigt werden.

Das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ hat zudem die vier Opferbiografien in Ausstellungsplakaten dargestellt, welche in der Schule aufgestellt wurden. Diese könne hier angesehen und heruntergeladen werden. Bei Interesse können die Ausstellungsplakate in Form von Roll-Ups auch von anderen Schulen ausgeliehen werden. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde

Der 18. Januar ist dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde gewidmet. Am 18. Januar 1940 fand die reichsweit erste Deportation der Gasmordaktion „T4“ von der „Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar“ bei München in eine zentrale Tötungsanstalt statt. Ein Opfer aus der Region Ingolstadt ist Jakob Schneeberger aus Kasing. Agnes Krumwiede hat für das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ seinen Lebensweg recherchiert und in diesem Dokument zusammengefasst.

Ausstellung »KZ überlebt. Porträts von Stefan Hanke«

Von 9. November 2021 bis 27. März 2022 zeigte das Stadtmuseum Ingolstadt die Ausstellung „KZ überlebt. Porträts von Stefan Hanke“. Betreut wurde sie durch das Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“.

Wie lebten diese Menschen, die die Zeit in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebte, mit den erlittenen physischen und psychischen Zerstörungen weiter? Diese Frage begleitete den Regensburger Fotografen Stefan Hanke, als er von 2004 an zehn Jahre lang Betroffene aufsuchte. In seinem Projekt KZ überlebt porträtierte er 121 von ihnen in sieben europäischen Ländern. Das Stadtmuseum Ingolstadt zeigte eine Auswahl von 52 Fotografien aus diesem Konvolut, darunter zwei Porträts von Ingolstädter Überlebenden.