Vortrag von Moritz C.J. Wielenga: Widerstand und NS-Täterschaft in den Niederlanden
Am 16. August 2024 brachten Moritz Wielenga und seine Schwester Hanny einen Blumenkranz auf den Nördlichen Friedhof der Stadt Leuuwarden in den Niederlanden. Sie gedachten ihrem am 16. August 1944 durch Nationalsozialisten ermordeten Onkel Gerben IJpma. Der damals 23-Jährige hatte für eine niederländische Widerstandsorganisation Lebensmittelmarken beschafft. Mit diesen sollte unter anderem die Versorgung von versteckten Juden gesichert werden. In Koudum wurde IJpma durch SD-Mitglieder aufgespürt und verhaftet. Kurze Zeit später wurde er erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Seine Schwester Heike Wielenga-IJpma und ihr Mann setzten seine Arbeit in der Widerstandsgruppe fort.
Gerben IJpmas Neffe Moritz Wielenga geht davon aus, dass sein Onkel mit der Pistole des niederländischen SS-Mannes Klaas Carel Faber erschossen wurde. Faber war Teil des Sonderkommandos »Silbertanne«, für welches mindestes 54 Morde an Widerstandskämpfern und als »antideutsch« geltenden Zivilisten belegt sind. Nach Kriegsende wurde Klaas Carel Faber für die Ermordung von 22 Menschen, sowohl Juden als auch Widerstandskämpfer, zu lebenslanger Haft in den Niederlanden verurteilt. 1952 gelang ihm jedoch während einer Filmvorführung die Flucht aus dem Gefängnis in Breda. Er kam nach Deutschland und hielt sich zunächst in Düsseldorf versteckt, während er in den Niederlanden gesucht wurde. Als Angehöriger der SS hatte Faber die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, was ihn nun vor der niederländischen Justiz schützte. 1961 kam er nach Ingolstadt und arbeitete jahrelang unerkannt als Angestellter bei Audi. Als sein Aufenthaltsort schließlich bekannt wurde, verweigerte die deutsche Justiz seine Auslieferung in die Niederlande. Erst kurz vor seinem Tod im Jahr 2012 hatte sich die Ingolstädter Staatsanwaltschaft um einen Vollzug der Haftstrafe in Deutschland eingesetzt.
Moritz Wielenga hat es sich zur Aufgabe gemacht, über das Schicksal seines Onkels sowie über die lange Straffreiheit Klaas Carel Fabers zu informieren. Dies 80 Jahre nach dem Tod seines Onkels gerade in Ingolstadt zu tun ist ihm ein besonderes Anliegen.
14.11.2024
18:00 Uhr
Barocksaal des Stadtmuseums
Eintritt frei
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