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Ausstellungen 2005

Rückblick über die Sonderausstellungen 2005 im Bauerngerätemuseum Hundszell

27. März 2005 – 5. Juni 2005
Fremde auf dem Land
Ein überraschendes Ausstellungsthema? Gilt das alte Dorf nicht als Inbegriff einer geschlossenen Gesellschaft, einer Welt, die fremden Einflüssen unzugänglich war? – Und doch gab es sie, die Fremden auf dem Lande: Wandermusikanten, Schwabenkinder, Heimatvertriebene, Hopfenzupfer, Kesselflicker und Scherenschleifer, um nur einige zu nennen.
Von diesen und anderen Wanderern zwischen zwei Welten erzählt eine gemeinsame Ausstellung der bayerischen Freilichtmuseen. Sie spannt den Bogen von den friaulischen Zieglern des 19. Jahrhunderts bis zu den polnischen Erntehelfern unserer Tage. Die Menschen kamen und kommen auf die Dörfer, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Einheimischen waren früher nicht viel anders als heute: Die Fremden sehen anders aus, kennen sich nicht aus, sprechen eine andere Sprache und haben andere Traditionen. In diesem Sinne „stören“ sie die dörfliche Gesellschaft. Zu sehen, wie das Dorf in der Regel von diesem Zusammentreffen profitiert hat und wie in den Fällen dauerhafter Zuwanderung die Integration am Ende doch gelungen ist und bereichernd wirkte, mag manche unserer heutigen Probleme in einem anderen Licht erscheinen lassen.


26. Mai 2005 – 31. Oktober 2005
Kleine Dorfwelten
Dorfgeschichte im Guckkasten: Miniaturen von Clemens Nißl
„Dioramen“, dreidimensionale Bilder von plastischer Wirkung, kennen wir vor allem in Form der Schlachtenbilder: aufgestellt in Reih und Glied stehen sich die gegnerischen Zinnsoldaten in einer dem historischen Schlachtfeld nachgebauten Miniaturlandschaft gegenüber.
Clemens Nißl, 1932 in Gerolfing bei Ingolstadt geboren und heute in Obereichstätt lebend, baut seit rund 30 Jahren Dioramen. Auch bei ihm spielen die Zinnsoldaten eine wichtige Rolle, sein Hauptaugenmerk aber gilt einem anderen Thema: Aufgewachsen auf einem Bauernhof hat ihn das Interesse am dörflichen Milieu, am Leben und Arbeiten der Bauern nie losgelassen, auch nicht während seines späteren Berufes als Eisenbahner. Also begann er, Szenen des dörflichen Alltagslebens nachzubauen, gestützt auf eigene Erinnerung, auf die Erzählungen der Alten oder, für die frühere Zeit, auf die Lektüre von Geschichtsbüchern. Sein geschichtliches Interesse führte ihn in immer frühere Zeiten zurück und zu immer neuen historischen Ereignissen. So entstand im Laufe der Jahre nichts weniger als ein bildhafter Längsschnitt durch die Geschichte von Landwirtschaft und dörflichem Leben.
Mit gestalterischer Fantasie, künstlerisch-handwerklicher Begabung und schier unendlicher Geduld gelangen ihm Bilder von spontaner Lebendigkeit und faszinierender Anschaulichkeit. Vielfach hat Nißl die Geschichten, die er erzählt, in die topographische und bauliche Situation seines Geburtsortes Gerolfing versetzt, bisweilen auch in jene seiner zweiten Heimat im Altmühltal.
Inzwischen gibt es mehr als 100 Dioramen aus seiner Hand. 30 dieser „Guckkästen in die Geschichte“ sind nun in Hundszell ausgestellt. Präsentiert als eingebaute Schaukästen können sie ganz ihre plastische Wirkung entfalten. Die ausgewählten Dioramen zeichnen die großen Linien der bäuerlichen Geschichte nach, von der Vor- und Frühgeschichte des Ackerbaus bis in die Gegenwart – ein Bilderbogen der Agrargeschichte und der dörflichen Entwicklung. Ergänzt sind die Schaubilder durch einzelne originale Zeugnisse aus drei Jahrtausenden Landwirtschaft im Raum Ingolstadt.
Für Schulklassen wurde ein eigenes museumspädagogisches Aktionsprogramm zu dieser Ausstellung entwickelt.


24. Juli 2005 – 31. Oktober 2005
Agrikultur in Miniatur
Bauernhof und Landtechnik im Modell und als Spielzeug
Der Bauernhof mit seinen Tieren, seinen Wägen und Maschinen zählte früher zu den beliebtesten Spielzeugen. Und er ist es, trotz großer Konkurrenz, bis heute geblieben. Mit seinen vielen beweglichen Teilen – Gebäuden, Tieren und Maschinenpark – bietet er unbegrenzte Spielmöglichkeiten, attraktiv für Buben und Mädchen gleichermaßen.
Neben der Miniatur als Spielzeug gibt es seit Langem landwirtschaftliche Modelle, die anderen Zwecken dienen. Vor allem das umfassende und sich ständig erweiternde Sortiment an Geräten und Maschinen hat die Leidenschaft von Modellsammlern und Modellbauern auf sich gezogen. Unter Sammlern wie Konstrukteuren gibt es auf der einen Seite die Liebhaber moderner Technik, vor allem der Traktoren mit ihrer Hersteller- und Typenvielfalt. Auf der anderen Seite überwiegt die Leidenschaft für die traditionelle Ausstattung der Höfe, für die einfachen Handgeräte und die anfänglichen, robusten und in ihrer Funktion noch unmittelbar begreifbaren Maschinen.
Die Herstellung der Miniaturen liegt einerseits bei den Modellbaufirmen, von denen sich einige ganz auf die „Agrominiatur“ verlegt haben. Aber sie liegt auch vielfach in den Händen privater „Bastler“, die es oft zu großer Meisterschaft bringen und ganz der Faszination ihres Hobbys erliegen: die große Welt im Kleinen neu zu erschaffen.
Daneben gibt es vor allem ältere landwirtschaftliche Modelle, die nicht aus Spiel- oder Sammelfreude entstanden, sondern als Lehr- oder Verkaufsmodelle der Veranschaulichung im Unterricht oder beim Vertrieb der originalen Maschinen dienten.
Die Ausstellung zeigt die ganze Bandbreite dieser vielfältigen Aspekte einer nur scheinbar trivialen „Mini-Kultur“. Gezeigt werden Lehrmodelle des 19. Jahrhunderts aus der Hohenheimer Sammlung des Deutschen Landwirtschaftsmuseums. Historische Spielzeug-Bauernhöfe und kostbare frühe Modelle stammen vom Spielzeugmuseum Nürnberg. Aus den Eigenbeständen des Stadtmuseums Ingolstadt kommen mehrere Serien, die als „Bauernmodelle“ zusammengefasst sind, weil ihre Hersteller, vielfach aus dem bäuerlichen Milieu stammend oder damit früher beruflich in Verbindung stehend, in ihnen gewissermaßen die Zeit ihrer Kindheit und Jugend wieder suchen. Und die Ausstellung schöpft aus den Schätzen mehrerer privater Sammlungen, die sich ganz der Landtechnik und hier vor allem dem Schlepper mit seinen Anbaugeräten verschrieben haben. Den Abschluss und Höhepunkt bildet hier ein gigantischer Modell-Bauernhof, die Nachbildung eines modernen Viehhaltungs-betriebes, ausgestattet mit modernster Technik – Maßstab 1:32.