Bände
Amtsbücher
Als Amtsbücher bezeichnet man buchförmig gebundene Aufzeichnungen, die meist im Rahmen von verwaltenden oder geschäftlichen Tätigkeiten anfallen. Sie zählen neben den Urkunden zu den ältesten in Archiven überlieferten Quellen. Im Stadtarchiv Ingolstadt datieren die frühesten Bände auf das 15. Jahrhundert. Sie dienten anfangs primär dem Nachweis von erhaltenen Rechten (zum Beispiel Traditionsbücher, Kopialbücher, Stadtrechtsbücher). Im Zuge der Verwaltungsentwicklung und deren zunehmender Verschriftlichung wurden die Amtsbuchinhalte immer vielfältiger, es entstanden neue Amtsbuchformen: Je nach Verwendungszweck dienten diese zur Besitzverwaltung (zum Beispiel Urbare, Lehenbücher, Lagerbuch), für das Rechnungswesen (zum Beispiel Steuer- und Giltbücher, Zinsbücher, Kassenbuch), zur Wirtschaftsführung (zum Beispiel Besitzinventare, Güterbeschreibungen, Zehntbücher, Register), zur Dokumentation von Beratungen und Verhandlungen (zum Beispiel Ratsprotokolle, Briefprotokolle, Verhörprotokolle) sowie einfach zur Organisation einer sich ausbildenden Verwaltung (zum Beispiel Eidbücher, Bürgeraufnahmen). Das Stadtarchiv Ingolstadt verwahrt ein breites inhaltliches Spektrum von Amtsbüchern verschiedenster Herkunft, unter anderem auch von kirchlichen Stellen.
Der derzeit etwa 610 Bände umfassende Amtsbuchbestand ist über die Datenbank zugänglich.
Ratsbücher
Wenngleich ein Rat in Ingolstadt schon 1309 belegt ist, dauert es fast 200 Jahre, bis ein erstes schriftliches Dokument in Gestalt des Kammerbuchs Aufschluss über dessen Tätigkeit gibt. Ab 1523 sind schließlich - mit wenigen Lücken - Ratsbücher überliefert, die uns Einblicke in die damalige Verwaltungstätigkeit geben, in eine Vielfalt von Aufgaben für die seit 1401 bezeugten inneren und äußeren Räte - Umsetzung der Vorgaben der landesherrlichen Instanzen, soziale Fürsorge, Regeln für das Zusammenleben der Bürger, und Bewohner der angrenzenden Dorfschaften, später mit den Angehörigen der Garnison und der Universität, wirtschaftliches Auskommen (Handel, vornehmlich Salz, Wein, Eisen, Handwerk) und Finanzen (Steuern abführen und eintreiben).
Fördermittel des Bundes für den Erhalt des Ratsprotokollbestandes im Stadtarchiv
Briefprotokolle
Von der Stadtschreiberei verbriefte Rechtsgeschäfte verschiedener Art flossen inhaltlich in die Briefprotokolle ein. Kauf-, Heirats- und Vormundschaftsverträge, Schuld- und Lehrbriefe sowie Kautionen stellen die Hauptquellen dar. Exotischer und auf eine kurze Zeitspanne beschränkt sind dann schon Passbriefe und Zeugnisse für bestimmte Tätigkeiten. Sie bilden zusammen einen wichtigen Überlieferungsstrang der Stadtgeschichte, indem sie die Namen und familiären Zusammenhänge zahlreicher Ingolstädter Bürger samt Berufsangaben, auch deren Vermögensverhältnisse preisgeben. Dem Leser wird ein Einblick in die damalige Mobilität und in die Einrichtung von Häusern bzw. die Mode der jeweiligen Zeit gewährt, wenn er die Herkunftsorte von Berufstätigen und Ehepartnern analysiert und in Auflistungen Geschirr, Mobiliar und Kleidung registriert. In wenigen Fällen lassen sich sogar Hochwasser, Unwetter oder Tierplagen rekonstruieren.
Rechnungsbücher
Als Rechnungsbücher werden Zusammenstellungen von einmaligen oder wiederkehrenden Einnahmen bzw. Ausgaben bezeichnet. Erste frühe Rechnungsüberlieferungen existieren seit dem 13. Jahrhundert, im Stadtarchiv Ingolstadt setzen diese erst ab 1605 ein. Auf den ersten Blick erscheinen Rechnungsbücher häufig als nüchtern und wenig aussagekräftig. Zwischen den Zeilen erlauben sie aber durchaus Rückschlüsse auf das Sozial- und Alltagsleben einer Epoche. Sie können als Einzelstücke oder (vor allem in späteren Jahrhunderten) als Rechnungsserien vorliegen. Im Stadtarchiv Ingolstadt existieren derzeit 116 Rechnungsserien – schwerpunktmäßig aus dem 18. – 20. Jahrhundert. Sie dokumentieren die Arbeit von städtischen Stellen (z.B. Stadtkammer, Baumeisteramt, Hospital, Gaswerk, Waisenhaus) wie auch von wohltätigen und kirchlichen Einrichtungen und Stiftungen (z.B. Spitalkirchenfonds, Seelhaus, Almosen- und Armenfonds, Waisenhaus, Siechenhaus, Pfarrei St. Moritz, Bruderschaft Maria vom Sieg). Aus privaten Überlieferungen (z.B. Vereine, Hofmark Stöckelrain bei Kasing) und von früher selbständigen, heute zur Stadt gehörenden Gemeinden liegen ebenfalls Rechnungen im Stadtarchiv vor. Der Rechnungsbestand ist in der Datenbank über eine Groberschließung zugänglich, ein Detailverzeichnung der einzelnen Rechnungsbände liegt noch nicht vor.
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Privilegienbuch
36 mal 28 cm, 236 Pergamentblätter, ein rot-brauner Einband mit Reliefpanther und acht massive Ziernägeln aus Messing – das sind die ‚Eckdaten‘ des Ingolstädter Privilegienbuchs, eines der bekanntesten und wohl schönsten Archivalien des Stadtarchivs Ingolstadt. Angelegt wurde es 1493 vom Stadtschreiber Andreas Zainer im Auftrag des städtischen Rats. Er und seine Nachfolger trugen darin 120 landesherrliche Freiheiten und Vorrechte, die die Stadt von Kaisern, Königen und bayerischen Landesherren bis 1880 erhalten hatte, als Abschriften zusammen: von der Stiftung des Liebfrauenmünsters und der Universität, über die Erlaubnis, Handel zu treiben bis hin zur Stadtwerdung. Der Inhalt allein wäre aber noch kein Alleinstellungsmerkmal. Besonderes Augenmerk verdienen vielmehr die farbenprächtigen Bild- und Zierelemente: allen voran die 12 doppelseitigen Miniaturabbildungen der Ratsherren. Zeittypisch wurden hier die städtischen Entscheidungsträger in prächtigen Farben, meist mit Namensnennung und Familienwappen über die Jahrhunderte für die Nachwelt im Bild festgehalten. Eine farbige Ergänzung finden die Porträtdarstellungen durch wiederkehrende handgemalte Initialbuchstaben, Wappendarstellungen und Stadtsilhouetten – alles in höchster Präzision, mit leuchtenden Farben und Goldglanz ausgeführt. Kaum eine andere deutsche Stadt kann eine vergleichbare Kostbarkeit wie das Ingolstädter Privilegienbuch mit Stolz ihr Eigen nennen.
Das Privilegienbuch der Stadt Ingolstadt von 1492 (Abhandlung von Dr. Günzinger)