Begegnung und Bildung
Audioserie „Marieluise Fleißer in hundert Sekunden“
Die nächste Folge erscheint am 06.10.2024 um 11:00 Uhr
Folge 9/2024 hörbar bis 05.11.2024
Marieluise Fleißer in hundert Sekunden - Folge 9/2024
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Abspanntext zu Folge 9/2024 (barierrefrei)
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„Marieluise Fleißer in hundert Sekunden“ – unter diesem Titel erinnert das Stadtmuseum Ingolstadt in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei im Herzogskasten auf seiner Website an eine Persönlichkeit der Literaturszene, die in Ingolstadt geboren wurde.
Dieses von Dr. Martina Neumeyer kreierte Infotainment besteht aus einem Arrangement aus Äußerungen von Zeitgenossen zu und über Marieluise Fleißer.
Der Sprecher ist Sascha Römisch. Ingrid Cannonier bringt dem Zuhörer die Selbstaussagen von Marieluise Fleißer näher. Musikalisch aufgelockert wird das Infotainment durch eine von Carola Schlagbauer und von Holger Stiller geschaffene Erkennungsmelodie.
Auf diese Weise erfährt der interessierte Hörer entscheidende, erstrebte und erlittene Ereignisse aus dem privaten Lebenslauf der Frau Marieluise und aus der professionellen Laufbahn der Schriftstellerin Fleißer.
Ältere Folgen können beim Literaturportal Bayern angehört werden.
Michael Bleiziffer, Schauspieler und Regisseur, starb am 6. September 2023
Geboren im Banat, heute Rumänien, ausgebildet an der Schauspielschule in Bukarest und im Anschluss
Schauspieler am Deutschen Staatstheater in Temeschburg, begegnete Michael Bleiziffer dem damaligen Intendanten des Theaters Ingolstadt Ernst Seiltgen, der ihn für das Ingolstädter Theater anwarb. So begannen 1982 dreizehn fruchtbare Jahre im hiesigen Haus, ehe er 1996 nach Regensburg wechselte und seit 2012 als gefragter freier Regisseur u. a. im benachbarten Vohburg wirkte. Neben vielen Klassikern inszenierte er auch Marieluise Fleißers Bühnenstücke.
1984 stand in Ingolstadt “Fegefeuer” auf dem Programm, 1988 “Der starke Stamm”.
Zu Fleißers 100. Geburtstag spielte man unter seiner Regie in Regensburg nochmals “Der starke Stamm”.
Zum Tod von Carl Ludwig Reichert
Der gebürtige Ingolstädter Carl Ludwig Reichert, Altphilologe und Germanist, starb im Alter von 77 Jahren. Bekannt wurde das Multitalent als Lyriker und Musiker mit bayerischem Sprachduktus, als Schriftsteller und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks.
Von Kindesbeinen an kannte er Marieluise Fleißer, verbrachte er doch drei Jahre seiner Kindheit in der Theresienstraße, in einer Wohnung oberhalb des Haindlschen Tabakwarenladens. Zu einer Begegnung im jungen Erwachsenenalter, kurz vor dem Tod Fleißers, kam es, als Reichert mit einem Band bayerischer Lyrik in Schriftstellerkreisen aufhorchen ließ. Fleißer teilte ihm brieflich mit, dass sie sein Werk mit Interesse gelesen habe. Beide trafen sich dann im Beisein von Emmi Böck in Ingolstadt und vereinbarten weitere Zusammenkünfte, die es dann durch den baldigen Tod Fleißers nicht mehr gab.
Reichert blieb ihr verbunden und widmete ihr eine Biographie zum 100. Geburtstag in Kombination mit Auszügen aus ihren Texten. Daraus trug er anlässlich der Eröffnung des Marieluise-Fleißer-Hauses im Jahr 2000 Passagen vor. Kurze Zeit danach schrieb er sein Theaterstück “Franz und Frieda suchen ihr Glück”, das 2003 an der Werkstattbühne des Theaters Ingolstadt aufgeführt wurde. In einem Interview mit Wolfgang Habermeyer vom Bayerischen Rundfunk 2008 äußerte Reichert zu Fleißer: “Ich habe einfach ihre Texte gelesen und halte sie seitdem für eine ganz, ganz große Schriftstellerin: Ihr Umgang mit der Sprache ist eminent!”
Ein wunderbares Vermächtnis hat er damit hinterlassen.
Fleißer-Produktionen an Bühnen im Ausland seit den 1970er Jahren
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Fleißer – fremdsprachige Übersetzungen
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Internationale Rezeption von Fleißers Werken: Spanische Masterarbeit zu Fleißers Fegefeuer
Auch in Spanien ist Marieluise Fleißer ein Begriff im Universitätsbetrieb. Das Marieluise Fleißer-Archiv erhielt die Masterarbeit von Manuel Fernández Sánchez, der an der Universität Murcia vergleichende europäische Literaturwissenschaft studierte.
Unter dem Blickwinkel “Der Körper als Gefängnis: Mutterschaft und Eingegrenztheit” werden Marieluise Fleißers Fegefeuer in Ingolstadt und Shelagh Delaneys “A Taste of Honey” (deutscher Titel: Bitterer Honig) gegenübergestellt. Soziale Ausgrenzung, Abnabelung von der patriarchalischen Gesellschaft, ungewollte Schwangerschaften und Abtreibung bis hin zu Selbstmord(versuch)en, kurz und gut, die sich nach den beiden Weltkriegen jeweils ändernden Rollen der Frau im häuslich-familiären Umfeld und in der Öffentlichkeit werden von beiden Autorinnen schonungslos dargestellt.
Interessant sind nicht nur die Parallelen der Werke, sondern ebenso die Wahlverwandtschaft ihrer Verfasserinnen: zwei Frauen aus zwei verschiedenen Generationen. Beide haben Erfolge in jungen Jahren, beide beschäftigen sich mit ungerechten Sozialstrukturen ihrer Zeit. Gekannt haben sie einander wohl nie, doch ein Grundtenor in ihren Stücken verbindet sie.
Die die Studienarbeit betreuende Professorin, Leonor Sáez Méndez, forscht schwerpunktmäßig zu Frauenliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts, vornehmlich im süddeutsch-österreichischen Raum.
Die Masterarbeit von Manuel Fernández Sánchez ist gerade rechtzeitig im Jubiläumsjahr der Universität als wichtiger Beitrag zum Wissenschaftsjahr zu werten. Fleißers Fegefeuer war in Madrid bereits 2014 von der “Königlichen Schule für dramatische Kunst” aufgeführt worden.
Jahresbericht - Museen der Stadt Ingolstadt 2023
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