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Mahn- und Gedenkstätte - Erinnerungsorte - Museum

Das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus und die Toten der Weltkriege

Das Mahnmal besteht aus den im Luitpoldpark aufgestellten Blauen Stelen, weiteren Stelen, die wichtige Erinnerungsorte im Stadtgebiet kennzeichnen und einem Raum im Stadtmuseum. Die für den Park und die Erinnerungsorte in der Stadt ausgewählten Persönlichkeiten repräsentieren alle Gesellschaftsgruppen, von denen Verfolgung und Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus in Ingolstadt zum Zeitpunkt der Errichtung 1999 bekannt waren. In der Zeitgeschichtlichen Abteilung des Stadtmuseums werden ihre Biografien in „Lebensbüchern“ nachgezeichnet. Im Stadtarchiv wird die Zeitgeschichte und insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus in Ingolstadt weiter erforscht im Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“. Die Ergebnisse werden jeweils veröffentlicht und je nach Situation auch künstlerisch aufbereitet.

  • Mahn- und Gedenkstätte im Luitpoldpark
  • Erinnerungsorte in der Stadt
  • Raum im Stadtmuseum - Zeitgeschichtliche Abteilung

Künstlerisches Konzept: Dagmar Pachtner

Die blauen Stelen im Luitpoldpark

Es wurden zehn Blaue Stelen in loser Gruppierung aufgestellt. In den Stelen sind Fotos Ingolstädter Bürger montiert, die im Nationalsozialismus verfolgt und teilweise auch ermordet wurden. Die Fotos sind im Ruhezustand nicht beleuchtet. Blitzlicht und kurzzeitige Beleuchtung eines Fotos werden nur ausgelöst, wenn jemand hingeht, davorsteht, also sich damit beschäftigt. Denn

  • Erinnern, Trauern, Mahnen... kann nur jeder Einzelne,
  • dann wird den Verfolgten und Ermordeten in der Stadt wieder ein Platz gegeben,
  • dann kann es eine Wirkung in die Zukunft geben.

Die Stelen sind bewusst in keine strenge Form der Anordnung gebracht, um den „politischen, weltanschaulichen und historischen Unterschieden" der Menschen, die zu Verfolgten und Opfern wurden, gerecht zu werden.

Erinnerungsorte in der Altstadt und am Auwaldsee

Die Plätze nehmen Bezug auf die Biografien der dargestellten Personen: vor der ehemaligen Synagoge in der Theresienstraße, beim Sozialen Rathaus am Josef-Strobl-Platz, am Platz vor der Franziskanerbasilika in der Harderstraße, in der Ludwigstraße Ecke Georg-Oberhäußer-Str. und beim früheren Schießübungsplatz am Auwaldsee.

Weiterführung des Konzepts im Stadtmuseum

Die abgebildeten Personen werden wieder dargestellt und benannt. Ihre Lebensgeschichte wird exemplarisch aufgezeigt. Entstanden sind Lebensbilder aus den überlieferten Dokumenten der einzelnen Personen.

Im Stadtmuseum Ingolstadt wurde mit der Eröffnung der Zeitgeschichtlichen Abteilung ab 1800 der Erinnerungsort Museum als Fortführung des Mahnmals definiert. Die anonymisierten Bilder der Opfer des Nationalsozialismus sind in ihren Lebensbildern erfahrbar. Die Besucherinnen und Besucher des Museums erleben das Schicksal dieser Menschen in ihrem historischen Kontext der Stadtgeschichte Ingolstadts, der Festungs- und Industriegeschichte.

Stelen im Museum

  • Dr. Rafael Luchs - Jüdischer Bürger, Stabsarzt, ab 1914 in Ingolstadt bis 10.11.1938, ✡ 1941 Augsburg, Tod vor Deportation
  • Hedwig Hubert - Jüdische Bürgerin, von 1917 bis 10.11.1938 in Ingolstadt, ✡ 10.11.1938, Ingolstadt
  • Berta Sämann - Jüdische Bürgerin, von 1929 bis 10.11.1938 in Ingolstadt, ✡ 1942 Theresienstadt, ermordet
  • Jan Pajak - Fremdarbeiter, von 1939 bis 1942 in Ingolstadt, + 1942 in München, Hinrichtung
  • Thomas Reißner - Soldat, 1944 im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Manching, + 1944 Auwaldsee Ingolstadt, Hinrichtung
  • Georg Stippel - Ernster Bibelforscher, von 1902 bis 1935 in Manching, + 1940 Tod in Mauthausen
  • Jakob Kraus - Mitglied der KPD, von 1904 bis 1930 in Ingolstadt, + 1943 Stuttgart, Polizeigefängnis
  • Anna K. - Bürgerin, von 1935 bis 1968 in Ingolstadt, 1939 zur Sterilisation gezwungen
  • Maria Herzenberger-Roche - Sintiza, 1944 ermordet
  • Jakob Leiter - Jüdischer Bürger, von 1920 bis 10.11.1938 in Ingolstadt, ✡ 1944 Auschwitz, ermordet
  • Georg Oberhäußer - Gewerkschaftsmitglied, von 1905 bis 1968 in Ingolstadt, Berufsverbot, im KZ Dachau 1933 und 1944
  • Johann Landgraf - Pfarrer in Kösching von 1941 bis 1942, 1942 bis 1945 im KZ Dachau
  • Josef Strobl - Mitglied der SPD, von 1916 bis 1965 in Ingolstadt, 1933-43 strafversetzt, 1933 und 1944 im KZ Dachau
  • Johann Pommer - Soldat, 1945 im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Manching + 1945 Auwaldsee Ingolstadt, Hinrichtung
  • Eine Stele ohne Namen für die noch unbekannten Opfer.

Das Denkmalensemble des Ehrenmals

Die vorhandenen Denkmalteile wurden zusammen mit dem Treppenpodest der Nagelsäule entlang einer gedachten Linie aufgebaut, in der chronologischen Folge ihres Entstehens. Alle Teile des bisherigen Denkmalensembles wurden in die neue Anordnung übernommen.

Dadurch wird der Blick auch auf die Veränderung der Absicht und Aufgabe von Denkmalen gelenkt und die Achtung der zum Teil zu Beginn des Jahrhunderts entstandenen Objekte dargelegt. Die Gratwanderung zwischen Geschichte und der Wirkung/Funktion als Denkmal ist thematisiert in den Ergänzungen, Umwandlungen.

Nagelsäulenpodest

Die sogenannte Nagelsäule wurde 1916 aufgestellt. Die Öffnung, in der früher die Säule stand, wurde mit geschmiedeten Nägeln aufgefüllt und mit Glas abgedeckt.

Liegesteine

Die Liegesteine tragen Gedenkinschriften an militärische Einheiten des Ersten und des Zweiten Weltkriegs.

Sie wurden ergänzt durch einen Stein, der aus Israel kommt und an die jüdischen Soldaten des ersten Weltkriegs erinnert, von denen viele in Ingolstadt stationiert waren und von denen über 230 namentlich bekannte im Nationalsozialismus ermordet wurden.

Sitz- und Denkmauer

Aus den Akten des Stadtarchivs geht hervor, dass als Grundlage für das Artillerie- und Brigadedenkmal abgebrochene Steinquader von der Festung verwendet wurden.

Alle verwendbaren Steine (Mauer des Artilleriedenkmals, Stufen, Sockel der Löwen mit Ausnahme der Inschriftteile) wurden zu einer niedrigen Mauer umgeformt, die zum Sitzen und Nachdenken einlädt.

Zusammenfassung und Struktur

Der Kern ist die Gedenkstätte im Luitpoldpark. Das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wirkt in die Stadt hinein, durch

  • Aufstellung von Stelen auf Plätzen in der Stadt
  • die Umsetzung im Stadtmuseum.



Flyer Mahnmal Erinnerungsorte Museum

Quelle: Mahnmal – Erinnerungsort – Museum. Dokumentation zum Denkmal von Dagmar Pachtner, Ingolstadt 1998/99.