Agrargeschichte
Geschichte bäuerlicher Landwirtschaft
Abteilung Ackerbau
Zentrales Thema des Museums in Hundszell sind die tiefgreifenden Veränderungen der Landwirtschaft im Zuge der „agrarischen Revolution“ der vergangenen 200 Jahre. Gestützt auf eine große Sammlung landwirtschaftlicher und landhandwerklicher Werkzeuge und Maschinen wird mit Hilfe von Modellen, Bild- und Texttafeln versucht, die wichtigsten Zusammenhänge und Entwicklungen aufzuzeigen, die zur Vervielfachung der agrarischen Erträge und zur Überwindung des Hungers in unseren Breiten geführt haben. Zugleich will die Ausstellung zeigen, wie sehr sich der Arbeits- und Lebensalltag der agrarischen Bevölkerung dadurch verändert hat.
Leitlinie der Abteilung Ackerbau ist der jahreszeitliche Zyklus des bäuerlichen Arbeitsjahres. Beginnend mit der saatvorbereitenden Bodenbearbeitung reicht er über die Aussaat und Saatpflege über die Ernte bis hin zum Ausdreschen der Körner. Er endet beim Düngen als einer Vorbedingung für eine dauerhafte ackerbauliche Nutzung des Bodens. Gezeigt wird aber auch, wie sehr sich seit 1800 neben der Gerätetechnik das gesamte Anbausystem mit der Ausbreitung neuer Feldfrüchte verändert hat.
Eine der wichtigsten Neuerungen auf diesem Gebiet war die Einführung der Kartoffel. Besonders für die Ernährung in Krisenzeiten und für die Versorgung der städtischen Bevölkerung war sie von größter Bedeutung. Weil zudem das südliche Umland von Ingolstadt – mit dem Donaumoos als Zentrum – stark vom Kartoffelbau geprägt ist, wurde der Kartoffel eine eigene kleine Ausstellungs-Abteilung gewidmet.
Abteilung Viehzucht
Untergebracht in einem ehemaligen Kuhstall findet das Thema Viehwirtschaft in Hundszell einen besonderen Platz. Dies darf fast als eine Besonderheit gelten, denn trotz seiner mindestens gleichrangigen Bedeutung wird dieser Bereich in den Museen meist nur als Anhängsel zum Ackerbau behandelt. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass dies ein überwiegender Arbeitsbereich der Frauen war, der sich in der alltäglichen Routine der Stallarbeiten vollzog.
Tatsächlich nahmen diese Stallarbeiten, das Füttern und Tränken, das Ausmisten und Einstreuen, das Melken und die Pflege der Tiere einen großen Teil der Arbeitskraft eines Hofes in Anspruch. Dieser Tatsache wird ebenso Rechnung getragen wie dem Umstand, dass die Produkte der Viehhaltung bei der Ernährung des Menschen seit langer Zeit einen größeren Teil beitragen als der Ackerbau unmittelbar. Neben der Erzeugung von Milch und Fleisch war früher auch die Gewinnung von Stalldünger ein wichtiger Aspekt der Viehhaltung.
Neben den genannten Bereichen kommen auch die Viehzüchtung mit ihrer durchschlagenden Wirkung auf das Aussehen und die Eigenschaften unserer Nutztiere sowie die Veterinärmedizin zur Sprache. Besondere Aufmerksamkeit ist schließlich der Futtererzeugung als der Grundlage jeder Viehhaltung gewidmet. In einem „Außenbereich“ wird die Entwicklung von einer überwiegenden Weidewirtschaft zur ganzjährigen Stallfütterung angesprochen und es wird die Maschinisierung der Futtergewinnung aufgezeigt.
Abteilung Transport
Nicht zu Unrecht entstand das Wort von der Landwirtschaft als „Transportgewerbe wider Willen“. Nicht nur, dass die Landwirtschaft mit dem Futter den „Treibstoff“ für sämtliches Spannvieh lieferte und mit den eigenen Fuhrwerken, etwa im Scharwerk oder in der Fron, einen erheblichen Teil des außerlandwirtschaftlichen Transportaufkommens trug. Auch die eigentlich bäuerliche Arbeit besteht seit jeher in hohem Maße im Heben und Bewegen von Lasten. Gewaltige Massen von Saatgut, Dünger und Erntegut müssen alljährlich zwischen Hof und Feld transportiert werden. Und auch in Stall und Scheune gilt es vor allem, Lasten zu bewegen: von der Herbeischaffung des Futters und der Streu bis hin zum Ausmisten.
Die Ausstellung zeigt die traditionellen Geräte und Methoden, diesen Transportaufwand zu bewältigen: von der Arbeit mit einfachen Hand- und Rückentraggeräten bis hin zu den alten Wägen, Schlitten und Chaisen. Besonders interessiert auch die Geschichte des Zugviehs und seiner Anspannung. Am Ende steht die Überwindung der reinen Menschen- und Zugtierarbeit durch die Entwicklung von Kraftmaschinen. Die Entwicklung des Schleppers markiert den eigentlichen Beginn der modernen Landwirtschaft. Das Verschwinden der Spanntiere von den Höfen bedeutet den tiefsten Einschnitt der Agrargeschichte seit Beginn des Ackerbaues.